Ruanda
Und das Abenteuer geht weiter ...
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Meine REISE wird fortgesetzt und im Moment sieht es so aus: Ruanda, Kenia, Brasilien und eventuell Kolumbien…
Wie ihr gesehen habt, kann es schnell zu Änderungen kommen, deshalb sind alle Angaben ohne Gewähr. Ob Corona, Krankheit oder Trauerfälle – es gibt der Ungewissheiten mehr als genug. Die ersten beiden Stationen sind noch eine Art “erster und zweiter Gang”, denn in Ruanda wartet wieder ein Hilfsprojekt an einer (Berufs-)Schule und da sollte ich wieder richtig in die Gänge gekommen sein.
Musik aus Ruanda – viel Spaß
Ihr findet wie immer eine Auswahl von Fotos ganz oben unter: “Weitere Bilder”
15.05.2022
Der letzte Tag… abends soll das Flugzeug abheben mit Zwischenstopp in Uganda bringt es mich zurück nach Amsterdam, von dort ein weiterer Flieger nach Berlin und dann beginnt das Abenteuer Deutsche Bahn… Doch zunächst möchte ich mit Fiacre und Manzi noch nach Ntamara ca. 40 km von Kigali entfernt, einem Ort, der 1994 ein schlimmer und tragischer Ort für Tausende Tutsi wurde, die sich in dem Glauben, unter dem Schutz der Kirche sicherer zu sein in ein Gotteshaus flüchteten und dort grausam ermordet wurden. 10.000 Menschen verloren hier ihr Leben. Heute ist er Begräbnisstätte für 50.000 Tutsi, die hier und in der Umgebung ihr Leben verloren.
Es war ein sehr emotionaler Besuch in Nyamata/Ntamara und doch war er einigermaßen ertragbar, weil ich ihn mit der Generation besuchte, die nach dieser Zeit geboren wurden und die für ein ganz anderes Ruanda steht.
Sicher war der Gang für uns drei sehr bewegend und es dauerte danach einige Zeit, bis wir wieder nach vorn schauen konnten. Im Ort suchten wir dann noch eine Klinik und veranlassten den Schnelltest, damit ich das Land am Abend auch verlassen darf…
Wir liefen dann noch durch den Ort und Fiacre wollte unbedingt etwas Fahrschulunterricht nehmen und so kamen wir relativ schnell wieder im Heute an.
14.05.2022
Mit Jean Marie, seinem Sohn Fiacre und Manzi besuchen wir das Kandt-Haus & Museum. Richard Kandt war ein deutscher Arzt und Afrikaforscher, der 1907 die Residentur Ruanda von Deutsch-Ostafrika übertragen bekam. In seinem Haus ist heute ein Museum eingerichtet, welches über die Kolonialzeit berichtet und über Kandt informiert, der im Nuyngwe-Wald eine der Nil-Quellen entdeckt hatte.
Am Abend sitzen wir zusammen und hören bei Live-Musik einer Band zu, die vor allem Reggae sehr gut beherrscht, denn es ist unser letzter Abend.
Jean Marie lässt mich den ganzen Tag sein Fahrzeug steuern, um zu schauen, ob er es mir am Sonntag anvertrauen kann, damit ich einen recht weit von Kigali entfernten weiteren Erinnerungsort in Ntamara (Genozid-Gedenkstätte) mit den beiden Jungs besuchen könne, die mir dann auch helfen sollten, den nunmehr fünften (Antigen)Test für Ruanda zu erhalten, ohne den man nicht in das Flughafengebäude kommt.
13.05.2022
Langsam wird in kleinen Schritten der Abschied spürbar. Für die folgenden Tage hatte ich mir unter anderem auch vorgenommen, der traurigen Zeit ab dem 07.04.1994 (Völkermord) nachzuspüren, denn in Kigali gibt es eine recht große Erinnerungsstätte, die allen offen steht – Opfern, Besuchern, Überlebenden, Menschen, die ein solches Grauen nie wieder erleben wollen.
Ich wollte auch der Geschichte der Stadt, die mit einem Deutschen namens Richardt Kandt verbunden ist, nachspüren und den quirligen Märkten noch ein paar Mitbringsel entlocken.
Untergebracht bin ich bei Jean Marie, dem Schulvorstand, der mindestens einmal die Woche nach Ruhango fährt, der die Entwicklungszusammenarbeit mit Deutschland beantragt hatte und der mich von Donnerstagabend bis Sonntagabend bei sich aufnahm. Ich hatte schon geschrieben, dass er 179 Familienangehörige, sprich fast die gesamte Familie während des Genozids verloren hatte. Er konnte mich nur zu dem Memorial fahren… hineinzugehen fiel ihm extrem schwer.
Die Stadt Kigali wird mir etwas vertrauter, sie nimmt langsam die Größe Berlins an, scheint mir aber die Millionen an Einwohnern auf weniger Raum zu vereinen. Die Hauptstraßen sind in einem relativ guten Zustand, insgesamt wirkt die Stadt recht aufgeräumt und organisiert, sauber und sehr sicher.
Nebenstraßen sind jedoch oft nicht befestigt und es wartet sehr oft die “afrikanische Massage” auf einen, denn man wird gut durchgeschüttelt. Als ich am Donnerstag nach so vielen Stunden im Auto ankam, war ich etwas überfordert, denn der Verkehr war sehr wild, von allen Seiten rasen die Motorräder links, rechts, von vorn und hinten quasi auf einen zu und alle zwei Minuten siehst du dich schon mit einem zusammenkrachen. Da es so zeitig dunkel wird, findet das Gewusel auch noch im Finsteren statt. Lieber hätte ich das mit dem Auto am nächsten Morgen erledigt, aber das ging leider nicht. Manzi wollte auch gern noch, dass ich seinem Bruder zum abgeschlossenen Schulabschluss gratuliere, wozu ich an diesem Tag eigentlich keine so große Lust mehr verspürte, denn eigentlich wollte ich nur noch schlafen…
12.05.2022
Wir kommen (noch am 11.05.) in einem kleinen Ort vor den Toren des Nuyngwe Nationalparks an, der Gisakura heißt. In einer Familienpension werden für 3 Euro nationale Gerichte angeboten, die Stimmung ist prima, die Dusche recht kalt und leider erfahre ich, dass schon wieder ein Schnelltest benötigt wird. Weil ich so gar keine Lust auf Gesundheitszentrum, lange Wartezeiten und viel Papierkram hatte, frage ich, ob die Schwester/ Ärztin nicht ins Haus kommen könne. Statt 5 Euro werden zwar 10 fällig, aber es beginnt mächtig zu regnen und so bin ich froh, dass dieser Weg möglich ist.
Die 30 minütige Fahrt in den Park ist traumhaft, wir brechen recht zeitig auf und die Wälder dampfen noch, die Teeplantagen leuchten im Morgenrot und ich spüre, dass das ein toller Vormittag wird.
Am Nachmittag wollen wir noch einmal in Ruhango Stopp machen und abends muss das Auto in Kigali sein… es warten also auch viele Autokilometer, so dass ich die Regenwaldzeit versuche für lange lange Zeit zu speichern.
Doch zunächst ist das Ziel eine Wanderung durch den Regenwald mit einem Abschnitt, der als Baumwipfelpfad eine tolle Perspektive bietet.
Kein Foto kann diese Weite einfangen. Wir erreichen den Canopy Walk dann auch schon zu einer Zeit, wo die Lichtverhältnisse nicht mehr so ideal sind, doch alles können wir nicht haben und unsere beiden Begleiter sind super nett, geduldig und hetzen uns nicht über die Strecke.
Wir schaukeln uns über die Gipfel, schießen tausende von Fotos, lachen viel, weil ich immer wieder den Namen des Wanderpfads wiederholen muss. Igishigishigi-Kinyarwanda für Baumfarn… das wurde zu meinem Zweitlieblingswort…
10. und 11.05.2022
Die nächsten beiden Tage sind dem Lake Kivu (Kiwusee) gewidmet. Erst geht es zum Badestopp nach Gisenyi und dann weiter nach Kibuye zu einer Bootsfahrt auf dem See. In Gisenyi machen wir gleich noch einen Praktikantenbesuch und treffen Manzis Schulkollegin Channy.
Das Baden tat sehr gut nach den Strapazen des Vortages und so war das ein insgesamt entspannter Tag im und am Wasser.
Vor allem auch die Unterkunft in der INZU Lodge war toll – in einem Zelt, über dem aber noch einmal ein Strohdach war. Mit einer Sicht wie auf dem Foto mit Blick auf den See.
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In Kibuye wartet schon ein Boot auf uns, das uns zwischen vielen kleinen Inselchen hindurch zur Affeninsel bringt. Auf dieser Insel lebt nur eine Affenfamilie. Dem Familienoberhaupt ist es vorbehalten die Gäste zu empfangen und eine Zollkontrolle durchzuführen … herumliegende Bananen werden konfisziert.
Nach den vielen Stunden im Auto und einiger Verfahrerei war diese Tour auf dem Wasser sehr entspannt und tat gut. Ging viel zu schnell vorüber, aber wir mussten ja noch bis in den Südwesten vordringen.
Eine Insel wurde von der Regierung geräumt, weil es zu schwierig war, die nötige Infrastruktur wie z.B. Gesundheitsversorgung und Bildung dort vorzuhalten. Heute wird die Insel noch von den ehemaligen Bewohnern bewirtschaftet, ohne dass jemand noch dort wohnt. Der Zufall wollte es, dass wir einige Ex-Bewohner auf dem See trafen.
Für alle Freunde Ruandas empfehle ich diese Gegend. Auf einer kleinen Insel soll auch ein Zeltplatz sein. Kontakte kann ich vermitteln.
09.05.2022
Dieser Tag sollte es in sich haben… Er begann wieder sehr früh, denn wer die Spitze eines 3711 m Berges – Vulkanes mit Kratersee – erreichen möchte, muss früh auf den Beinen sein.
Wir sind 5 Leute – 5 Nationalitäten – die Bergbesteigung kostet 75 Dollar für Ausländer und 4 Dollar für Einheimische … Manzi hat es also gut oder ich in seinem Fall, weil ich seine Kosten übernehme.
Am Anfang geht es angenehm leicht ansteigend Richtung Mount Bisoke. Wir laufen die Strecke, die auch Dianne Fossey jeden Morgen lief, um zu ihren Gorillas zu kommen, machen dort Rast, wo auch sie einst rastete. Ich drücke den Altersschnitt ziemlich, denn alle Begleiter sind zwischen 20 und 26… aber sie nehmen den Opa gut auf und mit :).
Noch ahnt niemand, was so auf uns wartet. Ungewöhnlich für mich war, dass nach ca. 1 Stunde, als wir langsam merklichere Steigungen auf uns nahmen, Soldaten auf uns warteten, die uns dann bis zum Gipfel und zurück begleiteten. Sie waren wohl nicht nur Schutztruppe, sondern auch wunderbar hilfsbereite Stützen auf dem herausfordernden Weg in die Höhe. Immer wieder reichten sie eine Hand, lasen uns aus dem Schlamm auf und motivierten uns, denn der Aufstieg erfolgte auf einem Untergrund, denn ich mir so nicht vorgestellt hatte. Peterson meinte schon, dass es schlammig würde, aber dass es sooooo schlammig werden sollte, hab ich dann doch nicht vermutet.
Nach ungefähr 4 Stunden hatte ich das Gefühl, dass ich den Gipfel nicht erreichen sollte, aber alle Begleiter waren so motivierend und ermutigend, dass ich wenig später tatsächlich die 3711 m erreichte.
Natürlich war ich nicht so flink wie die Jugend, musste aber genauso schnell wieder an den Abstieg denken. Das war nicht so sehr schön, denn ich wollte am liebsten eine Stunden nur noch auf dem Boden liegen.
Manzi hatte auch nur so eine kurze Pause, weil er so lieb war, seinen Praktikumsbetreuer nicht auf der Strecke zu lassen. Oft hat er mir die Hand gereicht, nachdem ich mal wieder weggerutscht war und ich Schlamm lag.
Gewöhnlich sind ja oft die Abstiege anstrengender als die Aufstiege, weil die Knie so stark belastet werden. Das ist nicht ganz so der Fall, wenn du eine Schlammpiste zurück”gehen” musst. Es war mehr ein Rutschen und Hangeln und die Gruppe hatte schon ihren Spaß mit mir, weil ich immer versuchte im sogenannten Monkey-Stil den Abstieg zu bewältigen. Wo immer ich konnte, hangelte ich mich an den Bäumen entlang, weil ich mich auf dem Schlamm so unsicher fühlte. Ein bisschen wie jemand, der das erste Mal auf Schlittschuhen steht…
Vielleicht war ich noch nie so geschafft am Ende des Tages. Die dünne Luft, der Anstieg, die unendlichen Stürze (meist zum Glück nur in den Matsch) hatten meine Batterien aufgebraucht und so ist Manzi am Abend noch einmal mit Peterson in die Stadt gezogen… ich war zu nichts mehr zu gebrauchen, aber ich war glücklich!
08.05.2022
Am Morgen will ich das Morgenlicht einfangen, möchte sehen, wie die Vulkane und umliegenden Berge im warmen Sonnenlicht aufwachen und so beginnt der Tag schon kurz nach 5:00 Uhr.
Erstes Fotoshooting bei schönem Licht, danach Frühstück. Anschließend hat uns Peterson, ein super netter Guide aus Musanze, auf einen herrlichen Ausflug geführt, der zu den Twin Lakes (Lake Rohondo und Lake Burera) ging mit einer Bootsfahrt auf einem der Seen. Eine Wanderung auf entlegenen Pfaden bis hin zu der Stelle (ziemlich weit oben), von der aus man beide Seen im Blick hat.
Ein kapitaler Fehler, der mir so noch nicht passierte, sollte es unmöglich machen, dass von diesem Ausflug gute Fotos existieren. Kamera dabei, Objektive ebenfalls… nur die Speicherkarte war nach dem Überspielen der Morgenfotos in Manzis Rechner verblieben …
Das Team des heutigen Tages:
06.-07.05.2022
In Kigali genieße ich die Gastfreundschaft des Schulrepräsentanten (eine Art Schulchef), der mir auch mein Fahrzeug für die nächsten Tage vermittelte. Am Freitag besprechen wir in Ruhango noch mögliche Folgeprojekte und dann geht es Richtung Hauptstadt.
Am Samstag hole ich den Geländewagen ab, ohne den hier wenig geht. Ein flachgelegtes Fahrzeug hat in Ruanda keine guten Überlebenschancen.
Weiter geht es dann Richtung Musanze / Ruhengeri. Oft haben die Orte hier zwei Namen und bis ich das verstand, suchte ich oft nach dem einen der genannten Namen vergebens oder verzweifelte fast, weil der Ort auf der Karte nicht auftauchte.
Das Gute ist, dass ich eine Begleitung habe. Paterne Manzi – er ist 20 Jahre alt und will Fotograf werden und besucht deshalb den Multimediazweig der Schule, die ich drei Wochen unterstützen durfte. Wir reisen ein paar Tage gemeinsam durchs Land und er absolviert einen Teil seines Pflichtpraktikums bei mir.
Deshalb gibt es auch erstmals ein paar Aufnahmen, auf dem Mr D zu sehen ist. Für mich ist das eine gute Erfahrung, denn ich kann mehr über das Leben aus Schülersicht am Bethel College erfahren, habe einen Beifahrer, was auch mehr als praktisch ist und natürlich habe ich so auch einen Übersetzer, denn Manzi spricht recht gut Englisch und ich schlecht Kinyarwanda.
03.-06.05.2022
Für die letzten Schultage wären nur einige Fotos interessant, die wir zusammen mit dem Multimedia-Lehrer aufnahmen. Am 5.5. hieß es schon erstmals Abschied nehmen. Den Kreis hielt ich bewusst etwas kleiner, damit wir auch dazukommen, miteinander zu reden. Es kamen mein Kinyarwanda-Lehrer Emmanuelle, Elisa, Charel und der Landrat Bosco.
01. + 02.05.2022
Beide Tage waren etwas entspannter als die vorherigen und es tut natürlich auch mal gut, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Am ersten Mai hatte ich ein wenig Pech, aber am Ende war es doch ganz witzig. Ich wollte mir Huye ansehen, wo ein interessantes Ethnographisches Museum und eine recht große Uni sein sollen. Für 2,20 Euro fährst du dann etwa 2 Stunden durch das Land. Huye liegt in Richtung Hyanze, allerdings noch weiter südlich, weshalb ich einen Teil der Strecke schon kannte. Die Busfahrt war abenteuerlich, denn die Windschutzscheibe glich einem Spinnennetz, so zersplittert war sie, was darauf deutet, dass es keinen TÜV gibt. Der Busfahrer sah aus wie 18 und war ein super netter Typ. Als er mich in Ruhango sah, hat er sofort den Beifahrersitz für mich besetzt und so hatte ich die beste Sicht. In Huye stellt sich dann heraus, dass das Museum geschlossen war. Ich konnte die Website vorher von Ruhango aus nicht öffnen. Also fuhr ich wieder zurück. Eine Frau hinter mir, hat mir dann noch einige Dinge erklärt, die das Museum betreffen. Leider alles auf Französisch und so gab es einige Verständigungslücken, weil mein Französisch so schlecht ist.
Kurz vor Hyanze muss sich eine junge Frau in der zweiten Reihe übergeben. Mit der größten Gelassenheit nehmen es alle Beteiligten, auch die, die nicht unverschont geblieben sind. Es wird geputzt, niemand verliert auch nur ein Wort der Verärgerung, selbst des Busfahrers Rucksack blieb nicht verschont und die Insassen nehmen sich auch diesem an und reinigen ihn so gut sie können. Ich konnte wenigstens etwas helfen mit meinen Tempotaschentüchern und bin sehr berührt von dem so sozialen Umgang miteinander. Ich hab das Gefühl, in Deutschland wären dem Malheur bereits Versicherungsfälle gefolgt und bestimmt hätte jemand seinem Unmut lautstark Gehör verschafft. Die arme junge Frau war dann froh, als sie aussteigen konnte. Allerdings hat sie kein Wort verloren, was mich dann wiederum etwas verwunderte. Vielleicht ging es ihr zu schlecht ???
Am Nachmittag und Abend bin ich dann nur noch etwas spazieren gegangen und habe den Millionen von Flughunden zugeschaut und zugehört, die ich wohl mit in mein Video aufnehme, das ich aber in Ruanda selbst nicht mehr schneiden kann. Dauert also noch eine Weile …
Relativ spät am Abend kam plötzlich ein Riesenlärm auf von Kindern, die sangen und auf Plastikflaschen trommelten. Das war ein wildes aber melodisches Klingen und ich wollte natürlich wissen, was da los war. Als mich die Kinderschar sah, kamen sie alle auf mich zu gerannt, was super witzig war. Sie haben sich so gefreut, dass ich nach draußen kam, dass sie noch wilder zu singen und trommeln begannen. Durch die Dunkelheit sind Fotos und Video ziemlich verschwommen, sehen aber dadurch gar nicht so schlecht aus… als sei der Effekt gewollt.
Der zweite Mai war dann eigentlich der erste Mai… denn wenn ein Feiertag auf den Sonntag fällt, wird er nachgeholt. Meinen Kollegen habe ich erzählt, dass sie da hier weiter sind als wir in Deutschland. Der Arbeitgeber lud uns alle ein. Es wurden viele (zum Glück kleine) Reden gehalten und was ich nicht wusste ist, dass ich auch eine halten musste. Spontanität ist gefragt… Es wurde viel davon gesprochen, dass sich die Belegschaft als Einheit sieht, dass sie gemeinsam ein Ziel verfolgen und das sei die Verbesserung der Schule. Das hat mir gut gefallen. Es wird nicht in solchen Kategorien wie “Böser Arbeitgeber hier – und die gebeutelte Belegschaft dort” gedacht, was nicht für alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Deutschland selbstverständlich ist. Als ich in Wilhelmshaven gearbeitet hatte, rief die Gewerkschaft ständig auf, gegen den Arbeitsgeber zu ziehen und immer wollten sie mehr Geld, was mich dann besonders im Angesicht der hiesigen Bedingungen fast wütend machen könnte. In Jena fühle ich mich weder ausgebeutet, noch sehe ich einen Grund, mich gegen meinen Dienstherrn zu organisieren. Ich arbeite dort gerne für ihn und kann mich glücklich schätzen in meinem Arbeitsumfeld.
So klang auch dieser 2. Mai ruhig aus…
30.04.2022
Am Vortag hatte mich der Schulleiter zu sich nach Hause eingeladen. Jack ist ein so netter und herzlicher Mensch und ich habe auch von den Schülern gehört, dass sie ihn alle sehr schätzen, weil er hilft, wo er kann, gerecht und immer offen ist. Immer wieder betont er, wie froh er sei, dass ich an seine Schule gekommen bin.
Heute fahre ich mit zwei Kollegen – Jean und einem anderen Jack nach Nyanza. Dort befindet sich der letzte Königspalast vor der Unabhängigkeit im Jahre 1961, der 1932 errichtet wurde.
Ebenfalls auf diesem Gelände hat man die Replik eines traditionellen Königspalastes und zwei weitere “Zelte” aufgebaut, die am Ende etwas spannender sind als der Palast, den die Belgier dem letzten König gebaut haben.
Früher haben neben dem Königszelt weitere 11 gestanden. Zwei sehr wichtige sind hier ebenfalls nachgebaut. Eines dient der Überwachung der Qualität der Milch und das andere dem Bier. In beiden dürfen nur “reine” Personen arbeiten, was für die “Milchangestellt(inn)en” bedeutet, dass sie Jungfrauen sein müssen und auch die Herren, die das Bierzelt hüten, müssen einen tadellosen Lebenswandel nachweisen und ungebunden sein.
Heiratet jemand aus diesen Arbeitsbereichen, wird sie oder er ersetzt. Das Beeindruckendste aber sind die königlichen Kühe Inyambo genannt. So etwas muss man erst einmal gesehen haben. Wirklich echt ein Hingucker. Diese Kühe haben bis heute eine große Bedeutung für das Verständnis eines Ruandesen. Sie werden deshalb heute noch immer gepflegt und gehegt, auch wenn der König sie nicht mehr braucht, um seine Macht zu manifestieren. Sie sind dennoch mehr als eine Touristenattraktion, denn ihre Hörner spielen bis heute auch in den traditionellen Tänzen eine große Rolle, wo sie von den Frauen mit Armbewegungen nachgeahmt werden. Ein Video über Ruanda wird folgen, in dem ich das zeigen kann. Die Männer hingegen haben eine Löwenmähne und springen oft recht wild durcheinander, was ich dann doch lieber nicht nachahme.
Der Tag findet nach einem sehr schönen Spaziergang vom Palast aus über einen See zurück nach Nyanza einen pittoresken Ausklang. Auf den verschiedenen Wegen schaue ich wieder in viele neugierige und fröhliche Kindergesichter, die dann ebenfalls im Ordner Nyanza zu finden sind.
Viele viele Jugendliche sind ebenfalls unterwegs und gehen spazieren. Nyanza scheint mir der Ort der tausend Schulen zu sein und dadurch müssen hier gefühlt 20.000 Schüler leben, denn die meisten Schulen sind Boarding Schools oft in kirchlicher Trägerschaft.
Es lohnt sich auch, noch ein paar Eindrücke visueller Art im entsprechenden Nyanza-Ordner zu besuchen.
28.04.2022
Ein sehr ereignisreicher Donnerstag. Zum einen feiern wir Charels Geburtstag, zum anderen findet ein besonderer Umuganda statt, zu dem mich der Schulleiter eingeladen hat. Ich hatte ja bereits von dem landesweiten Subbotnik am dritten Samstag im Monat berichtet. Heute soll ein besonderer Umuganda stattfinden. Für die Überlebenden des Völkermordes ist unweit von Ruhango ein Dorf entstanden. Die Leute sind nicht gerade als wohlhabend zu bezeichnen, doch ihre Herzlichkeit und Lebensfreude, sind trotz der erlittenen Schmerzen beispiellos. Die Gesellschaft sieht es als ihre Pflicht, diese Menschen zu unterstützen. Somit dient dieser Umuganda ganz speziell den Opfern des Genozids.
Ich hacke mir die Hände wund, denn selbst in meinem eigenen Garten kann ich es lockerer angehen, doch hier will ich mich auch nicht verstecken. Schulen, Firmen, die Stadt, der Landrat – alle sind durch einige Personen vertreten und am Ende des Arbeitseinsatzes werden Gaben in Form von Mehl an die Dorfältesten übergeben.
Als Zeichen ihrer großen Freude und Dankbarkeit erleben wir dann noch Musik und Tanz. Am Ende werden die Lebensmittelspenden übergeben. Die Reden der Politiker sind erfrischend kurz und es wird viel gelacht. Verstehen kann ich das noch nicht…
Die Bilder habe ich in einen neuen Ordner gepackt. Das Dorf heißt Bumbogo – so auch der Umuganda-Ordner. Hier ist ein Link.
Der Monat April ist ein besonders schwieriger und er ist geprägt von Gedenktagen und Anlässen zur Erinnerung an das Morden von 1994. Am 6. April 1994 wird der gemäßigte Hutu-Präsident abgeschossen. Sein Flugzeug wird vom Himmel geholt, am folgenden Tag geht das Morden los, bis 80 % der Tutsi und gemäßigte Hutu ausgerottet sind. National-Gedenktag ist deshalb der 7. April.
25.04. – 27.04.2022
Die Wochentage erlauben jetzt keine so ausführlichen Berichte. Ich bin an der Schule, lerne zweimal die Woche Kinyarwanda an der Grundschule, unterrichte die Lehrer meiner Berufsoberschule und unterstütze den Multimedia-Kollegen in einer Art Team-Teaching. Dabei entstehen schöne Aufnahmen, die die Schüler mit großer Freude ein Stück weiterbringen auf ihrem Weg zu Multimedia-Experten. Das Thema im Moment war das Fotografieren und da kam ich wohl gerade richtig 🙂
24.04.2022
Mit Elisa und Charel gehen wir den Sonntag ruhig an. Die katholischen Christen haben einen Freiluftgottesdienst in ziemlicher Hitze. Man stelle sich ein Stadion vor mit Hunderten von Sonnenschirmen… wir sind im Außenbereich geblieben, denn von der Predigt, bzw. den Predigten verstehen wir sehr wenig.
Es wird jedoch viel gesungen. Als ich mir einen Ziegenspieß hole, habe ich gefühlte 40 Zuschauer. Wir sind hier schon noch ziemliche Exoten und gerade erwachsene Frauen schauen einen oft sehr eindringlich, fast ungläubig an.
Kinder rufen sofort Muzungu (wie in Kenia) und oft kommt noch: “Give me money!” Sie haben es nicht anders gelernt. Ich sage ihnen dann meist auf Kinyarwanda, dass ich auch einen Namen habe und frage sie, wo denn der Muzungu sei, denn ich heiße Michael. Geld gibt es keins… Sie meinen das auch nicht so und folgen uns oft über weite Strecken.
Wir genießen es, den sehr belebten Betrieb an diesem Sonntag wirken zu lassen und erkunden ein wenig Ruhango.
23.04.2022
Man stelle sich ganz Deutschland an jedem letzten Samstag im Monat vor. Ein jeder findet sich ein, um ein Projekt anzupacken, welches für die jeweilige Region förderlich ist. Man reinigt den Park, pflanzt Bäume, buddelt Entwässerungsgräben. Es gibt keinen, der fehlt. Der Landrat schwitzt neben dem Zugbegleiter, der Bundeskanzler sammelt den Müll ein und reicht den Müllsack an seinen Pförtner vom Kanzleramt weiter. Die Geschäfte sind geschlossen, es fahren keine Busse, denn alle sind an diesem gesamtgesellschaftlichen Arbeitsansatz beteiligt und es gilt als eine Selbstverständlichkeit, die nicht angezweifelt wird, für die kein Geld verlangt wird. Alle, die noch arbeiten können, sind dabei. Im Anschluss finden sich alle ein und es wird getanzt, gesungen und eine kleine Rede des örtlichen Vorstehers (das kann der Dorfälteste sein, der Landrat, der Bürgermeister) folgt, die gegebenenfalls über das begonnene Projekt informiert. Gegen Mittag ist jeder wieder zu Hause, Busse rollen wieder, Geschäfte sind wieder geöffnet. Klingt wonach? Sozialismus, Kommunismus, Subbotnik???
In Ruanda nennt man es Umuganda. Ich hatte heute die Chance, mit Elisa und Charel an einem solchen teilzunehmen. Es war eine wunderbare Erfahrung und ich werde Tänze und Gesänge später noch in einem Video verarbeiten. Zusammen mit dem Bürgermeister und dem Landrat haben wir Gräben ausgehoben, um der Bodenerosion vorzubeugen und Wassermassen abzuleiten, die sonst die Ernte der Bohnen hätte wegschwämmen lassen. Das Kuriose ist, dass gerade genau in diesem Moment ein extremer Regenguss herniederprasselt und unser Tagwerk schon heute seine “Feuerprobe” bestehen kann.
Der Weg zum Arbeitseinsatz war nicht gerade kurz. Ca. 7,5 km ins Nachbardorf… Eindrücke sind in einem Extraordner zu finden (Umumganda). Hier nur eine kleine Auswahl:
19.04.2022 – 22.04.2022
Die Kleinstadt Ruhango erschließt sich recht schnell, es gibt bereits einen Lieblingsladen für Lebensmittel, die du nicht auf dem Markt findest und einen Bäcker, wo vor allem die herzhaften Dinge super lecker schmecken.
Sogar die Schule erschließt sich Tag für Tag. Hier ist es nicht so einfach, Gewohntes als Maßstab einfach mal auszublenden, weil du sonst am liebsten wieder deinen Koffer packen möchtest.
Das Bethel College ist eine Schule, die ein wenig Haupt-bzw Realschule ist und nebenbei aber auch einen berufsorientierenden Zweig hat. Es wäre aus unserem Verständnis falsch, sie als Berufsschule zu bezeichnen, einfach weil auch hier unsere Sicht auf Ausbildung eine ganz andere ist und eine dreijährige grundsolide Ausbildung einfach nicht existiert. Im Ordner zum College könnt ihr euch die Fachlabore ansehen und ich muss das nicht kommentieren.
Es gibt zwar einen Bereich, der über die O-Levels hinausgeht, was einer Schulzeit bis etwa zur 10. Klasse besteht, aber es ist kein Gymnasium und ein Abitur kann deshalb auch nicht abgelegt werden (A-Levels).
Wesentlich schwerer zu ertragen sind vor allem die Blicke in die Internatsräume, denn die Schülerinnen und Schüler sind hier jeweils 3 Monate auf dem “Campus” ohne dass sie nach Hause dürfen. Alle bisherigen Fotos sind noch ohne die Schüler. Nun stellt euch die Mädchen-Schlafsäle vor mit 100 Mädchen auf engstem Raum ohne jegliche Privatsphäre.
Da in dieser Woche die Auswärtsschüler so langsam eintrudeln, füllt sich das Schulgelände, die Räume und auch deren Schlafräume, denn es Wohnheim zu nennen, wäre schon sehr übertrieben. Geduscht wird mit einem Eimer, dafür steht kein fließendes Wasser (in den Kabinen) und keine Duschbrause zur Verfügung. Immerhin gibt es Wasser. Die einzige Betreuerin für 400 Mädchen schläft auf 4 m² auf einer Matratze auf dem Boden. Es gibt ein Krankenzimmer, um Erkrankte zu separieren.
18.04.2022
Ostermontag – doch die ersten Treffen und Besichtigungen finden statt. Es bleibt dennoch genug Zeit, einen kleinen Gang durch den Ort zu machen und den Markt zu besuchen, der auf Grund des Osterfestes sehr wenig besucht war.
Leider hatte meine lukullische Neugierde mir einige Verwirrung im Magen beschert und so esse ich erst einmal nichts und nur am Abend etwas Reis.
Ich habe euch übrigens Ruhango auf der Karte angezeigt. Hoffe, dass es funktioniert!?!
17.04.2022
Es ist Ostern (immer noch) – Ostersonntag und ich schaue gegen 6 Uhr neugierig auf die Stadt, die ich am Abend zuvor nicht wirklich wahrgenommen hatte.
Um 11 Uhr wollte Jean Marie mich abholen. So gegen 12:30 Uhr ist er dann da… Die akademischen Viertel sind nicht nur in Kenia sehr lang, aber da ich das ja kenne, stört es mich auch nicht. Check-out wird dann auch nicht so verbissen gesehen und außerdem erfahre ich noch, dass im Nebenzimmer mein zukünftiger Nachbar (nicht nur in Kigali) Charel aus Luxemburg übernachtete – so treffen wir uns im Garten und die Zeit vergeht wie im Flug. Er macht einen Freiwilligendienst an zwei Schulen in Ruhango. Einer seiner Ansprechpartner ist auch Jean Marie und eine seiner beiden Schulen ist die, an der ich arbeiten werde.
Später treffen wir noch seine nette Landsleutin (haha… wie sagt man denn das?). Sie heißt Elisa und ist schon drei Monate im Lande und eine super nette, fröhliche und hilfsbereite Lehrerin aus Luxemburg, die ihr Studium abgeschlossen hat, jedoch bis dato nur eine Vertretungsstelle als Lehrerin in Luxemburg innehatte und vor einem neuen Angebot die Zeit für einen Freiwilligendienst nutzen wollte. Sie arbeitet dann mit Charel zusammen an der anderen Schule, die ich zwar auch besuche, aber an der ich keine Aufgaben habe. Charel und Elisa werden in Ruhango direkt neben mir wohnen, was sich als wunderbare Begebenheit erweist.
Zusammen mit Jean Marie gehen wir Pizza essen und machen uns dann zu viert auf den Weg nach Ruhango. Auf dem Weg aus der Stadt halten wir noch kurz, um ein paar Bruchettes (weiß nicht, wie man das schreibt) zu probieren – das sind über dem Feuer gegrillte Spieße mit Ziegenfleisch, sehr lecker… aber ziemlich scharf…
Da es in Ruanda wie auch in Kenia schon gegen 18 Uhr dunkel wird, ist eine Fahrt um diese Zeit schon eine Nachtfahrt. Wir brechen allerdings ohnehin erst gegen 20 Uhr auf. Was Jean Marie nicht so wichtig hält, sind funktionierende Scheinwerfer. Das Abblendlicht ist kaputt, einer der Scheibenwischer fliegt nach 20 Minuten davon und wenn immer jemand gegen sein Aufblendlicht protestiert fahren wir im Blindflug weiter. Außerdem ist Schalten nicht unbedingt JMs Stärke. So schaue ich einfach nicht mehr auf die Straße vor mir als sein Beifahrer und überlege, ob wir so jemals in Ruhango ankommen oder schon vorher im Graben landen. Da die Straße gesäumt ist von festen Blitzern, fährt JM allerdings sehr langsam. Die Chance, meinen Auftrag doch noch erfüllen zu können, steigt etwas… Meine beiden Mitstreiter, neuen Nachbarn und Mit-Freiwilligen wundern sich, dass ich so ruhig bleibe. Doch wer schon allein durch Mombasa fuhr, der empfindet das als Spazierfahrt.
Gegen 22 Uhr sind wir dann da und meine kleine Behausung stellt sich als ziemlich improvisierte und halbfertige Wohnung heraus. JM hatte meiner Organisation einfach die Bilder der Nachbarwohnung von Elisa und Charel geschickt, als wäre das die, die ich beziehen werde. So sehr hat mich auch das nicht gewundert… Es wird sicher noch einige Tage dauern, bis vor allem die Küche benutzbar ist.
16.04.2022
Man mag meinen, was man möchte… der BER hat für mich bereits zweimal sehr gut funktioniert… sollte man auch erwarten können nach 12 Jahren Bauzeit.
Mein Flieger soll um 6 Uhr nach Amsterdam abheben und er tut dies auch … Check-in und Security in nur 35 Minuten. So wird die Wartezeit am frühen Morgen “gefährlich”, denn so richtig wach bin ich noch nicht. Warten erneut in Amsterdam – keine Zeit für einen Besuch im Coffee-Shop, naja Zeit vielleicht, denn in Amsterdam muss ich fast 4 Stunden auf den Flug nach Kigali warten, doch bis ich in der Stadt bin, müsste ich schon wieder zurück nach Schipol. In der Flughafen-Bibliothek stehen zum Glück gemütliche Liegen und die einzige Sorge ist, dass ich zu spät aufwache.
Kurioses an Bord. Drei Personen hatten eingecheckt, Gepäck also im Flieger, doch die drei haben vielleicht auf den Liegen in der Bibliothek neben mir gelegen und waren nie (nicht) wieder aufgewacht??? Das Gepäck muss aus Sicherheitsgründen wieder aus dem Bauch des Flugzeugs rausgefischt werden, was ich mir nicht so leicht vorstelle. Abflug verzögert sich, was nicht wirklich schlimm ist, denn es hetzt mich ja niemand am Ostersamstag und den Captain auf Niederländisch zu hören, finde ich ohnehin lustig genug… ich fliege mit KLM.
Angekommen in Kigali, bin ich dann nach ca. 8 Stunden Flug und nach der kurzen Nacht recht müde und will eigentlich nur in meine Unterkunft. Leider warten da noch einige Hürden, die ich frisch und munter mit Humor genommen hätte. Jetzt war ich leicht genervt… Falle 1 – Visa upon arrival – gar nicht so einfach zu erläutern, warum ich als Tourist hier bin und doch eine Bescheinigung einer NGO vorweise… zuerst muss man sich auf eine Sprache verständigen, um sich zu verständigen. Der Zollbeamte spricht schlecht Englisch, ich spreche schlecht Französisch und die Landessprache ist noch schwieriger als Suaheli.
Nach gefühlten 15 Minuten knallt er mir den Stempel in den Pass und ich bin die ersten 50 Dollar los. Weiter geht es zum PCR Test… (schon in Berlin wurde der erste PCR Test benötigt, der noch am (Grün)Donnerstag gemacht wurde. Das Papier ist Ruanda nichts wert, obwohl sie es einfordern, nur um dann im Lande, gleich am Flughafen ihren eigenen Test zu machen. Verstehen muss man das nicht, es sei denn die nächsten 60 Dollar sind der Grund. Das war Falle Nr. 2
Wieder Sicherheitskontrolle – Falle Nr. 3 – ich muss mein Handgepäck ausbreiten, den Beamer auspacken, den ich für die Schule besorgt hatte und jedes Objektiv, die Kamera und irgendwie möchte ich nur noch ins Bett.
Zum Glück werde ich abgeholt und bin dann froh, als ich meinen Zimmerschlüssel in der Hand halte, einige Dollar losgeworden war, weil irgendwie jeder, der meine Tasche, ohne dass ich das will, umherbewegt, dies nicht uneigennützig tut. Das ist mir alles ziemlich egal, weil ich soooo müde bin. Dummerweise zeigt mein Fenster zur Straßenseite mit der Disko… trotzdem leg ich mich kurz aufs Bett und überlege, ob ich noch Lust habe, mich bettfertig zu machen oder einfach so liegen bleibe. Dann klingelt die Rezeption und fragt, ob ich jemanden erwarte … Mein Betreuer hatte sich eigentlich für Sonntagmorgen angesagt, steht aber nun da und ich rollere wieder aus meinem Bett und bin froh, dass ich mich nicht schon umgezogen hatte …
Nun muss ich weitere 1,5 Stunden nett sein und bin doch einfach nur müde…
Gegen 1 Uhr falle ich ins Bett, hatte aber noch um ein anderes Zimmer gebeten, was es auch gab…
15.04.2022